Ulrichskirche
 

 
 

Aktuelle Spiegelausgabe "Aus Schutt und Schuld" stützt Kuratoriumspläne


Der Titelbeitrag der aktuellen Spiegelausgabe Nr. 20 vom 17.5.10 mit dem Titel "Aus Schutt und Schuld" legitimiert auch das bürgerschaftliche Engagement des Kuratoriums Ulrichskirche e.V. und zeigt, dass der Verein auf dem richtigen Weg ist. Im Folgenden einige Auszüge:


...Eine dritte Phase des Aufbaus zeichnet sich ab, und mit ihr keimen, paradoxerweise Nostalgie, Sehnsucht nach Geschichte, Tradition, Fixpunkten, urbanen Kernen, die im Brei der Metropolen Halt geben und Identität stiften. Nach Stätten der Erinnerung mit Zitaten der Vergangenheit, auch und gerade im für immer Verschwundenen…

...Hat die rasende Geschwindigkeit des Aufbaus das Land vielleicht auch überfordert, nicht materiell, wohl aber kulturpsychologisch, wie sich erst heute an den Spätfolgen zeigt?...Ohne dieses flächendeckende Desaster und die als Regelwerk darauf folgende, an jeden Ort der Welt verpflanzbare Banalmoderne ist nicht zu verstehen, warum historische Bausubstanz und malerische Altstädte heute so populär sind...

...Es ist ja wahrlich nicht alles gelungen in jener chaotischen Aufbauzeit nach 1945, als es zunächst ganz einfach darum ging, den Schutt beiseitezuräumen und den Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben...

...Hermann Hesse, der … mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden war, schrieb: „Soll man rekonstruieren? Ich muss diese Frage rückhaltlos bejahen…Hesse hatte mit dem Hinweis auf die „Seelenwelt“ nachkommender Generationen dagegengehalten. Sie würden, meinte er, ohne Not „eines unersetzlichen Erziehungs- und Stärkungsmittels“, einer edlen „Substanz“ beraubt...

...die sterile Umgebung erzeugte vielmehr Einsamkeit und Langeweile. Die neuen Wohnviertel, die nach dieser Musterfibel der „funktionellen Stadt“ geplant wurden, waren „locker“ aufgeteilt und gut durchlüftet. Viele, die dorthin zogen, sehnten sich bald wieder aus den Ghettos zurück nach der gemütlichen, chaotischen Enge der alten City...

...Fast sieben Jahrzehnte nach dem Krieg bewegt das Land erneut und immer noch die höchst emotional diskutierte Frage: Was ist wert, bewahrt zu werden, und was an untergegangenen Ikonen sollte neu entstehen? In ihrer Besessenheit, modern, verkehrsgerecht und „ehrlich“ zu planen, habe die Generation unserer Väter vergessen, dass eine lebensfähige Stadt auch mit Schönheit zu tun hat und Schönheit mit der Geschichte des Ortes verknüpft ist, an dem man baut...auch deshalb werben und werkeln überall Altstadtvereine, die sich für  eine Wiederauferstehung vergessener Bauten und Ensembles starkmachen...

…die Elbphilharmonie, nicht weniger als ein neues Wahrzeichen wollen sich die Hanseaten damit geben, gleich der Oper von Sydney…werde der Bau Millionen Besucher aus aller Welt anziehen und den Hamburgern selbst reichlich Anlass geben, sich mit ihrer Heimatstadt frisch zu identifizieren

...Da stellen sich viele immer drängender die Frage: "Wo komme ich eigentlich her? Wo gehöre ich hin?“ So werde Geschichte interessant, vor allem vor der eigenen Haustür...

...In einem demokratischen Staat hat die Bürgerschaft das Recht, die Gestaltung des öffentlichen Raumes zu bestimmen. Ob einem das im Einzelfall nun gefällt oder nicht...