Ulrichskirche
 

 
 

Leserbriefe in der Magdeburger Volksstimme

Warum plötzlich diese Eile, Herr Trümper?
Um es vorneweg zu nehmen, ich bin aus vielerlei Gründen eine eifrige Verfechterin des Wiederaufbaus der Kirche. Ich frage aber nun, warum plötzlich diese, eigentlich löbliche Eile des OB in Sachen Ulrichskirche? Warum werden alle anderen fast handstreichartig zumindest temporär quasi ausgebootet? So sehr gut ich es auch finde, wenn die Volksstimme oft früher und besser Bescheid weiß als andere, aber hier hat der OB seinen Rat und seine Partei ganz schön im Regen stehen lassen. Da kann man nur hoffen, dass sie alle die Volksstimme lesen, und das am besten schon sehr früh am Morgen ... Und ich frage mich nun aber auch, was treibt den OB an, unabgestimmt den Weg des Ratsbegehrens für einen Bürgerentscheid gehen zu wollen? Hat denn außerdem der OB nicht ein Herz für Magdeburg, um sich als OB seiner Stadt zumindest emotional zum Wiederaufbau der Kirche zu bekennen? Muss da schon zum jetzigen Zeitpunkt ohne Not ein umständlicher und zeitraubender und vor allem sehr teurer Prozess in Gang gesetzt werden, der letztlich den Stadtrat da entmündigen würde, wo er kompetent wäre als Stadtrat zu entscheiden? Ich sage nein! Erst wenn die gewählten Vertreter der Stadt zu einer Entscheidung gekommen sind, sollte bei dann immer noch bestehendem Bedarf durch die Beteiligten der Weg des Ratsbegehrens bzw. des Bürgerbegehrens für einen Bürgerentscheids erwogen werden. Den Fraktionen des Stadtrates rufe ich deshalb zu, bedenkt die Rolle der Stadt Magdeburg als Ottostadt und die Rolle der Ulrichskirche in diesem Zusammenhang, trefft interfraktionelle Entscheidungen, bringt Beschlussvorlagen ein, zeigt aber auch, dass Ihr als Stadträte das Thema auf Eurem Tisch habt und lasst es nicht zu, dass die Ulrichskirche schon zum heutigen Zeitpunkt aus Eurer Kompetenz herausgenommen wird. (Jana Reffert, 81369 München)
 
Kuratorium müsste froh über Vorschlag sein
Dr. Trümper trifft mit der Idee des Bürgerentscheids den Nerv der Magdeburger. Es ist nicht nachvollziehbar, wieso der Vorhabenträger von dieser Vorgehensweise irritiert sein will und die Stadt in eine Blockadehaltung rückt. Bürgerentscheide kann man nun mal nicht proben, auch nicht den ersten. Das Kuratorium müsste über die Chance, sein Vorhaben möglicherweise auf eine breite Zustimmung der Magdeburger stellen zu können, froh sein. In Wirklichkeit ist das Kuratorium aber unsicher, ob die Magdeburger die Ulrichskirche überhaupt zurück haben wollen. Hätte ich die Wahl, sollte der Platz frei von jeglicher Bebauung bleiben. Die Rekonstruktion dieser Kirche ist aus meiner Sicht kein städtebaulicher Gewinn. Gerade dies wird mit der bereits erstellten Fotomontage belegt. Einen in jedem Fall zu würdigenden Nutzen vermag ich auch nicht zu erkennen, der nicht auch auf eine alternative Weise zu erzielen wäre, z. B. im Kulturhistorischen Museum. Das öffentliche Schwelgen in guten oder schlechten Erinnerungen kommt Jahrzehnte zu spät und für Attraktivität und Vielfalt dieser Stadt sollte der Blick nach vorn unter Anerkennung der Realitäten gerichtet werden. Das bereits an Ort und Stelle installierte Modell und zweckentsprechend gestaltete Informationen für den Betrachter würden einen kostengünstigen Mittelweg darstellen, der von den meisten getragen werden könnte. Übrigens: Fördermittel sind keine privaten Gelder. Spenden und Zustiftungen schmälern das Steueraufkommen. (Marion Freisleben, Magdeburg)

Kräfte bündeln für die jüdische Gemeinde
Jemand ist bestrebt, durch den Wiederaufbau der Ulrichskirche die Silhouette Magdeburgs wiederherzustellen. Eine Kirche ist jedoch mehr als ein Gebäude aus Stein und Mörtel. Eine Kirche ist ein Gotteshaus. Und ein Gotteshaus dient einer Gemeinde zum Feiern von Gottesdiensten und anderen kirchlichen Anlässen. Der allgemein beobachtete Bevölkerungsschwund und zusätzlich zahlreiche Kirchenaustritte zeugen auf keinen Fall für die Notwendigkeit der Errichtung einer weiteren Kirche. Eine Kirche zu bauen, deren Bestimmung von Anfang an nicht die Gemeindearbeit, sondern vielmehr ein Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen o. ä. ist in meinen Augen ein Frevel! Allerdings gibt es in Magdeburg sehr wohl eine Gemeinde, die über kein eigenes Dach über dem Kopf verfügt: die Jüdische Gemeinde. Ihr wurde das Gotteshaus 1938 genommen und durch das starke Anwachsen der Gemeinde in den letzten Jahren gibt es hier Handlungsbedarf.  
Warum bündeln wir nicht die augenscheinlich vorhandenen Kräfte, um hier einen kleinen Teil an Wiedergutmachung zu leisten?! Mein Herz und mein Portemonnaie sind für diese Sache jedenfalls offen. (B. Kaiser, Magdeburg)

Projekt soll mit Entscheid begraben werden
Jeder weiß, dass Sie, Herr Trümper, mit Ihrer Entscheidung eine Bürgerbefragung durchführen zu wollen, nicht Ihr tolles Demokratieverständnis offenbaren (sonst hätten Sie zum Stadionneubau, Tunnel, etc. ebenfalls eine Bürgerbefragung angestrebt sondern dieses tolle und für die Stadt Magdeburg gewinnbringende Projekt begraben wollen. Da sich die schweigende Mehrheit, welche sich auch erst nach der Eröffnung des Hundertwasserhauses mit Beifallsstürmen zu Wort meldete, nicht zur Wahl begeben wird, gehen alle, welche sich mit dieser Veränderung nicht anfreunden können, und wir Befürworter zur Wahl. Unter dieser prognostizierten 10-25prozentigen Wahlbeteiligung könnte es dann wirklich knapp werden. Wären alle Nachwendeprojekte mittels Volksentscheid bestimmt worden, würde Magdeburg noch aussehen wie im Jahre 1989. Es ist auch sehr scheinheilig vom OB, die Verantwortung nach unten zu delegieren, damit ihm später keiner vorwerfen kann, er habe das Projekt verhindert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dieses Filetgrundstück noch lange so frei aussehen wird. Es dauert nicht mehr lange und auch dort wird ein „toller Glas-Beton-Klotz“ zum Shoppen bereitstehen. Nein danke, dann lieber ein Stück Historie in die „Altstadt“ zurückholen und den Ulrichplatz als wirklichen Ruhe- und Entspannungsort umgestalten, ohne Verkehrslärm. Ich fordere eine politische Lösung mit einer professionellen Bearbeitung des Themas in den Ausschüssen des Stadtrates mit einer anschließenden Abstimmung aller, durch die Magdeburger gewählten, Stadträte. (Björn Bonath, Magdeburg)