Die Ulrichskirche an der heutigen Ernst-Reuter-Allee überstand den Zweiten Weltkrieg mit nur geringer Beschädigung. Der Beschädigungsgrad der Türme wurde mit nur 3% angegeben. Mit geringem Aufwand hätte sie wiederhergestellt werden können. Die evangelische Kirche wollte bereits 1951 ein Notdach aufbringen. Die Kosten für den Wiederaufbau der Kirche glichen den Kosten für Sprengung, Abriss und Abtransport der Trümmer.
Die geringgradig beschädigte Ulrichskirche behindert den Neuaufbau nicht
Ihr möglicher Wiederaufbau wurde von der SED verhindert. SED-Oberbürgermeister Daub führte zusammen mit dem Stadtrat eine rücksichtslose ideologisch motivierte Kampagne gegen die Kirchenbauten der Altstadt. Die Stadt des Schwermaschinenbaus sollte ohne Rücksichtnahme auf den alten Stadtgrundriss entstehen.
Ulrichskirche und Stalinbauten Seite an Seite
Als am 5. April 1956 um 9 Uhr der Sprengmeister die Sprengung auslöste, fiel mit der Ruine der Pfarrkirche St.Ulrich und Levin auch eine über 1000-jährige Geschichte in Trümmer. Trotz zahlreicher Proteste aus dem In- und Ausland musste das historische Bauwerk dem sozialistischen Städtebau weichen. Die Ulrichskirche, die Erinnerungen an Magdeburgs Reformations- und Geistesgeschichte hätte wach halten können, hatte während ihrer Geschichte insgesamt drei große Zerstörungen überstanden, die vierte, diesmal durch das Ulbricht'sche SED-Regime, jedoch nicht. Magdeburgs Altstadtstruktur wurde fast völlig ausradiert, die berühmte Silhouette durch den Verlust von drei Doppelturmkirchen und fünf Einturmkirchen empfindlich ausgedünnt.
Die Sprengung der Ulrichskirche (Bilddokumentation aus "Magdeburger Volksstimme")
Die Stadt Magdeburg traf der sozialistische Wiederaufbau besonders schwer. Insgesamt zehn sakrale Bauwerke, davon acht Gotteshäuser und zwei bereits säkularisierte Gebäude wurden von den SED-Regierenden der "Stadt des Schwermaschinenbaus" gesprengt oder abgerissen. Darunter war auch eine bereits vollständig mit ausländischen Finanzmitteln wieder aufgebaute und in Nutzung befindliche Altstadtkirche, die Heilig-Geist-Kirche. "War schon die Zerstörung der Ulrichskirche ein großer psychologischer Fehler, den die Magdeburger dem Rat der Stadt nie verzeihen werden, so wäre der Angriff auf die Heilig-Geist-Kirche in seinen Auswirkungen noch viel verheerender, da es sich hier um eine im gottesdienstlichen Gebrauch stehende Kirche handelt." (Pfarrer Schott, 22. Januar 1957). Magdeburgs Altstadtstruktur wurde fast völlig ausradiert, die berühmte Silhouette durch den Verlust von drei Doppelturmkirchen und fünf Einturmkirchen empfindlich ausgedünnt. Die Sprengung von St. Ulrich und Levin - eines Bauwerkes von europäischer Bedeutung eröffnete die dritte Zerstörung der Stadt.
"Aber woher sollten das die Wähler wissen? Hätten sie es gewusst und anders abgestimmt, wäre Magdeburg jetzt jährlich das Ziel von zigtausenden US-Touristen und 2025 sicher Kulturhauptstadt Europas." Siegfried Kolberg, Magdeburg