Keine andere Stadt der Erde hat so zum Evangelium gestanden wie Magdeburg. Eine einzige Stadt widersetzte sich mit ungewöhnlicher Kühnheit, Entschlossenheit und Ausdauer ohne Beistand dem mächtigsten Kaiser jener Zeit, während sich die übrigen Landsleute in Furchtsamkeit und aus Mangel eines patriotischen Geistes kleinmütig unterwarfen. Magdeburger Standhaftigkeit, Religionsliebe, Freiheitssinn und Patriotismus begeisterten weltweit die Geschichtsschreiber der damaligen Zeit. Die gesprengte Ulrichskirche verkörperte die fortschrittlichen, reformatorischen, humanistischen und bürgerlichen Tendenzen dieser Stadt.
Der Ideengeber – Martin Luther (1483-1546) Die Ideenverteilerin: die Ulrichskirche
Der Reformator Martin Luther nahm in den Jahren 1497 bis 1498 mehrfach an Gottesdiensten in der Ulrichskirche teil. Zu dieser Zeit war der Augustinermönch Luther selber noch Schüler im Magdeburger St. Augustini-Kloster, der heutigen Wallonerkirche. Diese frühe Beziehung Martin Luthers zur Magdeburger Ulrichskirche sollte sich nach seinem Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 noch verfestigen.
Im September 1524 wurde auf Luthers Rat hin sein engster Vertrauter aus Wittenberg, Nikolaus von Amsdorf, als Pfarrer an die Ulrichskirche berufen. Als Superintendent machte er Magdeburg zur ersten der Reformation gewonnenen Großstadt der Erde.
Die weltberühmten Magdeburger Centurien und Wilhelm Raabes Erzählung
Von der Ulrichskirche aus wurde das Gedankengut des Reformators Martin Luther mittels Streitschriften aus Druckerpressen über Deutschland, Europa und die ganze Welt verteilt, sie war die "Verteilerstation" oder das "Sprachrohr" der Reformation. Daher rührt der weltberühmte Name "Unseres Hergotts Kanzlei" für die Ulrichskirche, welcher sich bald auf die gesamte Stadt Magdeburg übertrug.
Die Ulrichskirche ist ein Reformationsstätte von welthistorischer Bedeutung. Ohne sie hätten die reformatorischen Gedanken und Ideen Martin Luthers Europa und Amerika vielleicht nie erreicht. Die großen evangelischen Kirchen Nordamerikas stehen damit in ihrer Tradition.
Ab 1552 entstanden unter der Initiative von Matthias Flacius die ersten fünf Bände der "Magdeburger Centurien" hier, das bedeutendste Werk des Reformationszeitalters. Die insgesamt 13 Bände der Zenturien wurden 1559-1574 von den Bürgermeistern Dr. Martin Köppe und Ebeling Alemann herausgegeben. Vielleicht wäre die Ulrichskirche ja heute bereits Weltkulturerbe der UNESCO? Des Weiteren bot sie den Wittenberger Gelehrten 1547 Asyl. St.Ulrich und Levin ist damit nicht nur ein Schlüsselbauwerk Magdeburger und europäischer Geschichte, sondern auch ein Schlüsselbauwerk der Weltgeschichte.
"Aber woher sollten das die Wähler wissen? Hätten sie es gewusst und anders abgestimmt, wäre Magdeburg jetzt jährlich das Ziel von zigtausenden US-Touristen und 2025 sicher Kulturhauptstadt Europas." Siegfried Kolberg, Magdeburg