Ulrichskirche
 

Kirchensprengung und -abriß in der Deutschen Demokratischen Republik - eine Internetseite dokumentiert seit 2008 die über 60 sakralen Kulturgutverluste auf dem Gebiet der ehemaligen DDR

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Auf Anordnung der SED wurden in der DDR ca. 60 beschädigte und intakte Kirchenbauten gesprengt oder abgerissen. Seit dem 03. Oktober 2008 dokumentiert diese Seite dieses traurige Kapitel deutscher Geschichte und steht wider das Vergessen.

Ja!  Wir werden Türme haben, zum Beispiel einen Turm fürs Rathaus, einen Turm fürs Kulturhaus. Andere Türme können wir in der sozialistischen Stadt nicht gebrauchen." (Walter Ulbricht, "Turmrede", 7. Mai 1953, Stalinstadt/Eisenhüttenstadt).

Diese Turmrede bestimmte künftig die Planungen in der Hauptstadt und den Bezirksstädten der DDR: Gesprengt wurden nach jetzigem Kenntnisstand 17 Kirchen in Berlin, 10 in Magdeburg, 10 in Dresden, 4 in Leipzig, 4 in Chemnitz, 4 in Potsdam, 3 in Rostock, 1 in Wismar u.v.m.

Die Stadt Magdeburg traf der sozialistische Wiederaufbau am schwersten. Insgesamt zehn sakrale Bauwerke, davon acht Gotteshäuser und zwei bereits säkularisierte Gebäude wurden von den SED-Regierenden der "Stadt des Schwermaschinenbaus" gesprengt oder abgerissen. Darunter war auch eine bereits vollständig wieder aufgebaute und in Nutzung befindliche Altstadtkirche, die Heilig-Geist-Kirche. Die Magdeburger Ulrichskirche war die älteste und auch bedeutendste der über 60 in der DDR gesprengten Kirchen. "War schon die Zerstörung der Ulrichskirche ein großer psychologischer Fehler, den die Magdeburger dem Rat der Stadt nie verzeihen werden, so wäre der Angriff auf die Heilig-Geist-Kirche in seinen Auswirkungen noch viel verheerender, da es sich hier um eine im gottesdienstlichen Gebrauch stehende Kirche handelt." (Pfarrer Schott, 22. Januar 1957). Magdeburgs Altstadtstruktur wurde fast völlig ausradiert, die berühmte Silhouette durch den Verlust von drei Doppelturmkirchen und fünf Einturmkirchen empfindlich ausgedünnt. Die Sprengung von St. Ulrich und Levin, Unseres Herrgotts Kanzlei - eines Bauwerkes von welthistorischer Bedeutung - eröffnete die dritte Zerstörung der Stadt. Die Kirchensprengungen, die Vernachlässigung historischer Bausubstanz und die fehlende Kraft, der Stadt wieder ein Zentrum zu geben, resultierte in einem Stadtbild, das die Journalistin Cornelia Heller so beschreibt: "Magdeburg war schmutzig, zugig und schwer von Krieg, nachkrieglicher, teilweise einen Ästheten sprachlos machender Häßlichkeit und eklatanter Vernachlässigung gekennzeichnet. Magdeburg war eine Zumutung für jeden Zugereisten."

Nach der politischen Wende in der DDR wurde die Innenstadt mit mehreren Einkaufszentren bebaut. Was fehlt sind identitätsstiftende Magdeburger Bauwerke. Das Kuratorium Ulrichskirche e.V. setzt sich daher seit 2007 für den Wiederaufbau der Magdeburger Ulrichskirche in ihrer letzten architektonische Fassung ein, stellvertretend für die anderen neun gesprengten Kirchen in Magdeburg und die über 60 gesprengten Kirchen in der DDR.

 
 
 
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Zitat des Monats

"Aber woher sollten das die Wähler wissen? Hätten sie es gewusst und anders abgestimmt, wäre Magdeburg jetzt jährlich das Ziel von zigtausenden US-Touristen und 2025 sicher Kulturhauptstadt Europas." Siegfried Kolberg, Magdeburg

 
 
Das Buch über die Ulrichskirche