Ulrichskirche
 

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Grußwort von Prof. Dr. Ludwig Güttler (verlesen von Dr. Tobias Köppe):

„Acht Kirchen sind in Magdeburg dem sozialistischen Städtebau durch Sprengung und Abriss zum Opfer gefallen. Sind diese acht für immer verloren? Verloren für das Stadtbild, verloren für das Geschichtsbewusstsein? Nein! Eine Chance von acht gibt es noch, eine einzige Kirche, die stellvertretend auch für die sieben anderen rekonstruiert werden kann: die Ulrichskirche. Diese einzigartige Möglichkeit verachtfacht die Notwendigkeit ihres Wiederaufbaus!

Was werden wir antworten, wenn uns unsere Kinder später fragen: warum habt ihr in einer Zeit, in der es keineswegs ausgeschlossen war, die Magdeburger Ulrichskirche zu rekonstruieren, sie nicht wieder aufgebaut? Ein Achtel an Wiedergutmachung ist heutzutage möglich und deshalb geboten! Nicht ausgeschlossen ist auch die Sorge, dass vielleicht in absehbarer Zeit ja selbst dieses „eine Achtel“ nicht mehr ermöglicht werden könnte. Fantasie, Glaube, Identifikation, Opferbereitschaft und positives Denken gehören zur Bewältigung einer solchen Aufgabe. Die Rekonstruktion der Ulrichskirche könnte ein gesellschaftlich relevanter Gegenentwurf zur weit verbreiteten „Ich“-Mentalität sein. Die „Was ich habe, das hab ich“-Mentalität kann nur überwunden werden, wenn Menschen absichtsvoll in das Gemeinwohl sich hineinbegeben. Das ist die Dimension, in der die Rekonstruktion der Ulrichskirche steht. Unserer Demokratie hilft dies zu wachsen. Als sich 1989 in Dresden die Bürgerinitiative zum Wiederaufbau der Frauenkirche zusammenschloss, gab es ungezählte Bedenkenträger und Gegner bis in die sächsische Landeskirche und die Politik hinein.

Die Bürgerinitiative setzte auf geduldige und überzeugende Information und zeigte unbeugsame Entschlossenheit. Das Projekt ist trotz einiger Rückschläge erfolgreich realisiert worden und hat Menschen aus aller Welt überzeugt. Durch eine veränderte Gesetzgebung werden künftig 20 Prozent von Steuergeldern gemeinnützig absetzbar sein. Dies würde auch der Spendensammlung zur Rekonstruktion der Ulrichskirche sehr helfen. In der Nutzungsbestimmung der Ulrichskirche sollte ein Miteinander der in der Satzung des Kuratoriums Ulrichskirche angegebenen Zwecke vereinbart werden. Magdeburg wurde im 30-jährigen Krieg fast komplett vernichtet. Es wurde geschleift. Im Anschluss vollbrachten die Bürger Magdeburgs eine in dieser Dimension bisher ungesehene, einzigartige Aufbauleistung. Dies ist auch heute möglich. Durch eine engagierte Mitarbeit und Mitgliedschaft im Kuratorium Ulrichskirche kann aus diesem Traum Realität werden.  Liebe Grüsse – Prof. Ludwig Güttler.“

Grußwort von Dr. Tobias Köppe:

"Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie heute hier in der altehrwürdigen Johanniskirche persönlich begrüßen zu dürfen. Hier steht er nun, der „Plastische Chirurg vom Rhein“, der „von außen“, quasi als Rheinländer die Rekonstruktion der Ulrichskirche zu Magdeburg anschieben will. So ist es aber nicht, meine Damen und Herren. Zu Hause ist, wo man sich am wohlsten fühlt. „Home is, where the heart is“. Für mich war dies immer der Kreuzgang des Magdeburger Domes, in Zukunft wird es aber das Kirchenschiff der Ulrichskirche sein. Wieso, weshalb, warum setze ich mich für die Rekonstruktion der Magdeburger Ulrichskirche ein? Was verbindet mich mit dieser Stadt? Das erste, an das ich mich erinnern kann, war die Hochzeit meiner Tante im Magdeburger Dom im Jahre 1978, bei der ich Blumenkind war. In meiner Kindheit führte jeder Weg zu meinen Großeltern in Wendgräben und Gommern östlich der Elbe durch Magdeburg. Schon früh haben mich die beiden Doppeltürme des Doms fasziniert, auch bei den häufigen Besuchen in der Stadt als Schüler und Jugendlicher. Die Baudenkmäler meiner Heimat interessierten mich schon als Kind. In der Wendezeit habe ich als evangelisch-lutheranischer Christ mit meinen Eltern an den Montagsgebeten im Magdeburger Dom teilgenommen. Nach der Wende habe ich Medizin und Kunstgeschichte studiert. Mein Interessensschwerpunkt in meinem Medizinstudium lag schon früh in der Rekonstruktion, in der Kunstgeschichte ebenfalls. Mir sind die verschiedenen Ansichten zu diesem Thema wohl bekannt.

Die Kirchenbauten unserer Region zeichnen sich häufig durch das gleiche Bauschema aus. Besonders typisch ist die Doppelturmfassade, wie wir sie von Braunschweig bis Magdeburg, von Stendal bis Freyburg finden. Auf meinen Studienreisen bin ich auch auf die verlorenen Doppelturmkirchen gestoßen. Die Ulrichskirche faszinierte mich anfänglich durch ihre Schönheit, dann durch ihr grausames Schicksal der Sprengung. Ein Schicksal, das sie mit sieben weiteren Magdeburger Kirchen teilt: Anfang der 1950er die Lutherkirche, 1955 die Deutsch-Reformierte Kirche, 1956 St.Ulrich und Levin, 1959 ein reines Kirchenmassakerjahr: St.Jakobi, die Martinskirche, die Heilig-Geist-Kirche, 1960 die Französisch Reformierte Kirche, 1964 das Schiff von St.Katharinen, 1966 die Türme von St.Katharinen. Dabei handelte es sich bei der Ulrichskirche um ein Bauwerk von welthistorischer Bedeutung. Die Ulrichskirche wurde als erste Großstadtkirche der Erde am 6. Mai 1524 protestantisch, Magdeburg hiermit die erste der Reformation gewonnene Großstadt der Erde. Indirekter Auslöser war die Verbrennung zweier Augustinermönche auf dem Brüsseler Marktplatz. Die EU-Hauptstadt Brüssel steht damit in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ulrichskirche. Alle anderen Stadtpfarrkirchen folgten wenig später ihrem Beispiel. In der Johanniskirche, in der wir uns heute versammelt haben, predigte  Martin Luther erst am 26. Juni 1524. Von der Ulrichskirche aus wurde das Gedankengut des Reformators mittels Streitschriften aus Druckerpressen über Deutschland und Europa verteilt. Sie bot den Wittenberger Gelehrten 1547 Asyl. Sankt Ulrich und Levin ist ein Schlüsselbauwerk Magdeburger und europäischer Geschichte. Otto von Guericke wurde hier getauft und hat auch hier eine Frau von Alemann geheiratet. St.Ulrich und Levin wurde nach Kriegsteilzerstörung am 5. April 1956 feige, hinterhältig und barbarisch gesprengt.

Das Argument, die Kirche war durch die Bombardierungen zu kaputt, um sie wieder aufbauen zu können, lässt sich durch einen Archiveintrag von 1947 widerlegen, der wie folgt lautet: "St.Ulrich. Türme bis auf geringe Beschädigungen erhalten. Mauern und alle Pfeiler stehen. Vom Gewölbe das südliche Seitenschiff erhalten. Innen und außen zahlreiche Epitaphien, z. T. aus dem 16. Jahrhundert erhalten. An der Südseite die Wrede-Kapelle von 1673, eingefallen, doch scheinen alle Teile noch vorhanden zu sein." Die Zerstörung war somit Folge eines barbarischen Nazi- und eines barbarischen Kommunistenregimes. Dies zeigt, dass in den Extremen des politischen Spektrums keine Humanität zu finden ist.

Voltaire hat einmal gesagt: „Die mächtigste Kraft der Welt, ist eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ In Dresden, Braunschweig, Hildesheim, Mainz, und Frankfurt/Main ist es bereits Zeit gewesen, in Potsdam wird es bald Zeit sein. Einige sagen, Dresden, Potsdam und Magdeburg sind nicht miteinander vergleichbar. Natürlich sind sie vergleichbar! In Dresden ist das Projekt trotz einiger Rückschläge erfolgreich realisiert worden. In Potsdam ist die Rekonstruktion der Garnisonkirche bereits Chefsache auf oberster Ebene von Politik und Kirche: Ministerpräsident Platzeck, der evangelische Bischof Huber und Innenminister Schönbohm sind unter den Befürwortern. Dabei wird die Garnisonkirche weit mehr als das Doppelte der geschätzten Baukosten für die Ulrichskirche kosten. Die Potsdamer sagen: Das Projekt hat nationale Bedeutung mit internationaler Wirkung. Gleiches gilt natürlich auch für die Ulrichskirche! Von der Bedeutung und Wirkung her ist sie der Garnisonkirche für die deutsche und europäische Geschichte als Reformationszentrum mindestens ebenbürtig.

In den letzten Monaten haben Sie sicherlich die Diskussion um die Rekonstruktion der Ulrichskirche in der Presse verfolgt. Viel Pro und Kontra gab es hier, so soll eine dynamische Demokratie ja auch funktionieren. Jedoch muss man sagen, dass viele Argumente, die gegen die Rekonstruktion der Ulrichskirche hervorgebracht wurden, schlichtweg falsch und unsachlich waren und sind. Am Anfang stand der „Verlust der schönen Grünfläche“ in der Kritik. Dabei beansprucht die Ulrichskirche nur 20%, also 1/5tel der Grünfläche des Ulrichplatzes für sich, d.h. 80% bleiben erhalten! Magdeburg bliebe in jedem Fall Deutschlands zweitgrünste Stadt. Das Argument, dass die Kirche nicht dort hinpassen würde, gäbe nachträglich denen Recht, die die Kirche 1956 sprengen ließen. Fotos kurz vor der Sprengung zeigen ja, dass die Kirche mit den angrenzenden neoklassizistischen Stalinbauten städtebaulich harmoniert. Ein sehr oft geäußertes Argument, man sollte die veranschlagten 25-30 Millionen Euro lieber für andere Dinge ausgeben, die viel wichtiger seien. Hier kann man nicht genug darauf hinweisen, dass das Bauwerk ja nur über eine Spendensammlung finanziert werden soll und diese Gelder  nicht von sozialen Projekten abgezogen werden. Auch auf den Begriff „Kopie“ möchte ich noch kurz eingehen, der Gegenstand der Diskussionen im Sinne von „es würde sich ja nur um eine Kopie handeln“ war. Eine Kopie ist als Nachbildung nach einem vorhandenen Original definiert, das in diesem Falle ja nicht mehr existiert. Somit trifft das Wort Kopie auf die rekonstruierte Ulrichskirche nicht zu. Schlussendlich noch die Kritik, dass es keine Ruine mehr gäbe. Es gibt sie, nur wird sie im Moment noch von 50 cm Erdkrume bedeckt.

Durch die vielen Vorbilder bundesweit ist Rekonstruktion im Moment ein akzeptiertes Thema. Geduldig habe ich darauf gewartet, dass die Idee einer Rekonstruktion beim Neuaufbau der Magdeburger Innenstadt nach 1989 geäußert wird. Nun ist es Zeit! Die Planungen zum Tunnelneubau und zum „Blauen Bock“ erfordern ein Handeln für die Ulrichskirche, ebenso der unabhängig von unserer Gründungsveranstaltung im Moment beginnende Abriss von Gebäuden im Zoo, welche aus Ulrichskirchsteinen errichtet worden sind. Was für ein Zufall, was für ein Schicksal! Nächste Woche wird das Rhesusaffenhaus niedergelegt und damit originale Baumaterialen der Ulrichskirche wieder für deren Rekonstruktion nutzbar! Sie ist realistischerweise das einzige verlorene sakrale Großbauwerk Magdeburgs, dessen Rekonstruktion auch heute noch möglich ist. Die Fundamente aller weiteren zerstörten Magdeburger Altstadtkirchen sind im Laufe der Jahre mit neuen Gebäuden überbaut worden. Nicht die Fundamente von St.Ulrich und Levin! Es gibt eine große Anzahl von Originalteilen, die ich auf meiner Internetseite www.kuratorium-ulrichskirche.de aufgelistet habe. Ich bin von der Richtigkeit meines Handelns überzeugt. Das über 1200jährige Magdeburg ist eine der historischsten Städte Deutschlands. Hier haben die Ottonen die Fundamente für unser heutiges Land gelegt. Die Fundamente der Ulrichskirche liegen noch. Das stark geschundene Magdeburg war zuvor die Metropole Mitteldeutschlands gewesen. Das neue Magdeburger Stadtzentrum muss mehr sein als ein Konsumzentrum, ein identitätsstiftendes, geistiges und kulturelles Zentrum gehört auch dazu. Der versöhnende Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft muss gelingen. Die Rekonstruktion der Ulrichskirche sollte als Fortführung dessen verstanden werden, was durch die friedliche Revolution 1989 in der DDR begonnen hat. Die Ulrichskirche gehört zu dieser Stadt wie die Frauenkirche zu Dresden oder der Michel zu Hamburg, beides übrigens Rekonstruktionen. Die Elbmetropole Hamburg hat für ihr neuestes Wahrzeichen, die Elbphilharmonie innerhalb von neun Monaten bereits 64 Millionen als private Spenden geworben! Hamburg ist Elbmetropole, Dresden ist Elbmetropole, Magdeburg ist Elbmetropole! Magdeburgs Ulrichskirche soll im Vergleich „nur“ 25-30 Millionen Euro kosten. Skeptikern sage ich hiermit, es ist machbar! Was für eine Chance für diese Stadt! 

Der Ulrichplatz ist die neue Mitte Magdeburgs. Ich weiß, dass die Ulrichskirche wiedererstehen wird. Meine Vision wird die Vision vieler sein! Mit dem heutigen Tage, 490 Jahre nach Luther, hängt der Erfolg oder das Scheitern des Projektes von uns allen ab. Ich nehme Sie daher alle in die Pflicht! 

Gemeinsam pro Magdeburg! Gemeinsam pro Sachsen-Anhalt! Gemeinsam pro Ulrichskirche!

Vielen Dank! Dr. Tobias Köppe".


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Zitat des Monats

"Aber woher sollten das die Wähler wissen? Hätten sie es gewusst und anders abgestimmt, wäre Magdeburg jetzt jährlich das Ziel von zigtausenden US-Touristen und 2025 sicher Kulturhauptstadt Europas." Siegfried Kolberg, Magdeburg

 
 
Das Buch über die Ulrichskirche