Die Magdeburgische Gesellschaft erinnert gemeinsam mit dem Kuratorium „1200 Jahre Magdeburg" mit Bronze-Nachbildungen an die Vernichtung der Kirchen im Stadtzentrum.
Acht Gotteshäuser waren nach ihrer teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zu DDR-Zeiten abgerissen oder gesprengt worden. Dieses Schicksal ereilte auch die Katharinenkirche im Breiten Weg. Ihr Schiff war 1964 gesprengt worden. Der Abriss gilt als der spektakulärste in der Nachkriegsgeschichte, da sich viele Magdeburger vehement gegen einen Abriss gewehrt hatten. Es wird berichtet, dass die telegrafische Anweisung aus Berlin, nach der die Kirche nicht zu sprengen ist, 30 Minuten nach dem Zünden des Sprengsatzes eingetroffen war. Doch zu spät: Das Bauwerk lag bereits in Trümmern. Die stehen gebliebenen Türme wurden 1966 abgetragen und wichen dem späteren Haus der Lehrer. Eine Bronze-Nachbildung der Katharinenkirche wurde durch die "Paul Schuster GmbH" hergestellt. Sie wurde auf einem Kunststeinsockel im Breiten Weg aufgestellt. Die Bildhauerin Martina Seffers hat die Gipsform nach alten Unterlagen und Zeichnungen angefertigt.
Später folgte auch eine Miniatur der 1956 gesprengten Ulrichskirche auf dem heutigen Ulrichplatz. Als sie gesprengt wurde, hatte die Volkspolizei das Gebiet weiträumig abgesperrt, es herrschte striktes Fotografierverbot. Trotzdem tauchten später Bilder von der Sprengung auf. Mit dem Abriss wurden auch die Grabstätten der Eltern Otto von Guerickes zerstört.
Bronzemodell – aufgestellt am 5. April 2002 auf dem Ulrichplatz
Auch die Sprengung der Nikolaikirche am Domplatz, dort wo das Hundertwasserhaus gebaut wurde, war ein schwerer Verlust für die Stadt. Stadtgeschichtsforscher Werner Prignitz hatte nach dem Krieg aus den Trümmern viele, historisch wertvolle Gegenstände zusammengesammelt und sie in St. Nikolai untergebracht.
Mit der Sprengung wurden die Kunstschätze ein zweites Mal begraben. Die Heilig-Geist-Kirche (heute Ecke Goldschmiedebrücke/Regierungsstraße) wurde 1949 als erste Notkirche der Altstadt aus Holz wieder aufgebaut, aber schon 1959 wieder abgerissen.
Die Jakobikirche (heute steht dort ein Supermarkt in der Jakobstraße) war die größte Kirche der Altstadt. Sie wurde 1957 abgerissen. Zwei Jahre zuvor wurde die Kleine Französische Kirche in der Weitlingstraße abgerissen.
Die Deutsche Reformierte Kirche, ein Bau aus dem 18. Jahrhundert, verschwand Mitte der 60er Jahre von der Bildfläche in der Gareisstraße./Henning-von-Tresckow-Straße.
Die Bronze-Modelle kosten mehrere tausend Euro und sollen Attraktionen des historischen Stadtrundganges werden. Für die Umsetzung des gesamten Projekts sucht die Magdeburger Gesellschaft noch Sponsoren.
Text von Matthias Fricke aus "Magdeburger Volksstimme"
Bronzemodell der Heilig-Geist-Kirche und Bronzemodell der Katharinenkirche
"Aber woher sollten das die Wähler wissen? Hätten sie es gewusst und anders abgestimmt, wäre Magdeburg jetzt jährlich das Ziel von zigtausenden US-Touristen und 2025 sicher Kulturhauptstadt Europas." Siegfried Kolberg, Magdeburg