Ulrichskirche
 

 
 

Edzard Reuter meldet sich zu Wort


Der Sohn des ehemaligen Magdeburger Bürgermeisters Ernst Reuter (1931-33 im Amt) und ehemalige Vorstandsvorsitzende der Daimler-Benz AG, Edzard Reuter (82), gab in einem Leserbrief an die Magdeburger Volksstimme folgendes Statement ab: 

"Mit großem Interesse und mit Anteilnahme verfolge ich die andauernde Diskussion über einen möglichen Wiederaufbau der  Magdeburger Ulrichskirche. Bei aller Hochachtung vor dem eindrucksvollen bürgerschaftlichen Engagement, von dem die Initiative getragen wird, habe ich dabei durchaus Verständnis für die Notwendigkeit, dass ein solches Vorhaben zunächst sorgfältig und in alle Richtungen ausdiskutiert werden muss, bevor eine Entscheidung getroffen werden kann. Nicht zuletzt auf dem Hintergrund der Situation aller unserer öffentlichen Haushalte gilt dies natürlich besonders für die Klärung einer möglichen Finanzierung.

Als jemand, der sich Magdeburg eng verbunden fühlt, erscheint es mir andererseits unverständlich,  ein kulturpolitisch so anspruchsvolles Vorhaben auf Argumente einzuengen, die sich allein um den Erhalt von Grünflächen in der immerhin zweitgrünsten Stadt Deutschlands drehen.  Selbstverständlich habe ich auch Respekt dafür, wenn bei solchen Diskussionen aus grundsätzlichen Erwägungen Bedenken gegen eine Wiederherstellung zerstörter historischer Bauwerke ins Feld geführt werden. Doch auch insofern meine ich, dass  es  nicht verfehlt sein kann, in gleicher Weise zu bedenken, dass die Sprengung der alten Kirche und die derzeitige Gestaltung des Ulrichsplatzes auf einen  nur knapp 60 Jahre zurückliegenden  Handstreich  Ulbrichts zurückzuführen ist. Weit mehr als um noch so bedenkenswerte architekturtheoretische Erwägungen könnte es also nach meinem Eindruck letzten Endes darum gehen,  Bürgersinn und damit Identität und Stolz zu stärken.  Immerhin könnte Magdeburg  womöglich mit einem großen, von Bürgern selbstbestimmten Projekt in die Schlagzeilen und ins Bewusstsein Deutschlands und der Welt  gelangen, ganz abgesehen von dem kulturellen und touristischem Gewinn, der  daraus entstehen könnte.

Leserbriefe an Ihre Zeitung haben, wie ich gesehen habe, mehrfach darauf hingewiesen,  Magdeburg sei nicht Berlin oder Dresden. Das trifft sicherlich zu – und doch mag es hier und da ratsam sein, die eigene Stadt  nicht kleiner zu machen als sie ist und so groß, wie sie sein soll. In diesem Sinne würde es mich freuen, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger Zeit für eine sorgsame und sachliche Diskussion nehmen. Mit freundlichen Grüßen, Edzard Reuter."