Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne
GESCHICHTE DER REKONSTRUKTION? KONSTRUKTION DER GESCHICHTE noch bis 31.10.2010
Einem besonders aktuellen Thema widmet sich das Münchner Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne. Vor dem Hintergrund heftiger Debatten um den Wiederaufbau zerstörter historischer Gebäude zeigt die Ausstellung „Geschichte der Rekonstruktionen, Konstruktion der Geschichte“ noch bis zum 31. Oktober 2010 85 repräsentative Fallbeispiele sowie weitere 200 Rekonstruktionen von Gebäuden aus aller Welt von der Antike bis heute – vom Tempel in Jerusalem über den Zeus-Tempel in Olympia, die „Götterbrücke“ in Nikko (Japan), dem Palast von Mandalay in Myanmar (Birma), der Altstadt von Warschau oder der Burg Dankwarderode in Braunschweig bis zur Alten Brücke in Mostar und der Dresdner Frauenkirche. Für den Wiederaufbau konnten religiöse Kontinuität, nationale Bestrebungen, ästhetische Vorstellungen oder kommerzielle Wünsche ausschlaggebend sein. Deutlich wird auch der völlig von den Gepflogenheiten des Westens abweichende Umgang mit historischer Bausubstanz im Mittleren und Fernen Osten. In der historischen Rückschau werden anhand von Modellen, Gemälden, Plänen, Fotos und Animationen unumstrittene Rekonstruktionen (wie die des 1902 eingestürzten Campanile auf dem Markusplatz in Venedig) den heftig umkämpften gegenübergestellt. Antike-Rezeption und archäologische Rekonstruktionen finden sich ebenfalls thematisiert. Ein umfangreicher Katalog ist im Prestel Verlag, München, erschienen.
Aus dem Katalog: http://www.architekturmuseum.de/
"Über das Thema Rekon struktion wird seit Jahren eine heftige Debatte geführt. Rekonstruiert wird jedoch seit der Antike, da zu allen Zeiten Bauten zerstört und bei Bedarf wieder errichtet wurden. Die Gründe für einen Wiederaufbau sind dabei sehr verschieden und das Verständnis sowie die Definition von »Wiederherstellung« wechselten. Ein Blick in die Geschichte und eine differenzierte Betrachtung der Begriffe könnten helfen, die Probleme und Argumente in einen größeren historischen Zusammenhang einzuordnen und so die gegenwärtige Diskussion etwas zu »ent-emotionalisieren«. Zur Ausbildung und Prägung eines »kulturellen Gedächtnisses« (Jan Assmann) spielen Bauten, als exponierte und jedem direkt vor Augen stehende Zeugnisse der Vergangenheit, von jeher eine besondere Rolle. Mit einer Rekonstruktion wird im bewussten Rückgriff der verlorene »Erinnerungsort« als wichtiger Träger unterschiedlichster Bedeutungen wiederhergestellt. Viele Rekonstruktionen waren nie umstritten – wie beispielsweise der Wiederaufbau des 1902 eingestürzten Campanile am Markusplatz in Venedig – andere wurden in die eschichte des jeweiligen Gebäudes integriert und sind heute längst selbst wieder historische Dokumente. In der Ausstellung werden anhand von 85 repräsentativen Fallbeispielen sowie weiteren 200 Rekonstruktionen – von Japan bis Kanada und von der griechischen Antike bis heute – verschiedene Beweggründe für die Wiedergewinnung verlorener Bauten dargestellt und analysiert. Der Bogen spannt sich von Rekonstruktionen aus Gründen einer religiösen Kontinuität über nationale Motive bis hin zu Wiederaufbauten zur Erfüllung ästhetischer Vorstellungen oder kommerzieller Wünsche. Die zeichnerischen Rekonstruktionen antiker Bauten von der Renaissance bis zur Gegenwart werden ebenso behandelt wie der von unseren westlichen Gewohnheiten völlig verschiedene Umgang mit historischer Bausubstanz im mittleren und fernen Osten. Modelle, Gemälde, Pläne, Fotos und Animationen geben einen umfassenden Einblick in ein spannendes Thema."
Die Magdeburger Ulrichskirche ist als Unseres Herrgotts Kanzlei ein "kulturelles Gedächtnis" des Protestantismus in Deutschland und Europa.