Ulrichskirche
 

 
 

Leserbriefe in der Magdeburger Volksstimme

Lasst die Bürger über die Kirche entscheiden
Da sich die Diskussion um eine sehr sensible Stelle in der Stadtmitte dreht, wäre es ein Zeichen gelebter Demokratie, wenn nicht wenige Politiker darüber richten, ob die Kirche gebaut werden soll oder nicht, sondern in einem Volksentscheid die Bürger der Stadt darüber befinden. Ein klassisches Beispiel dafür bietet die Stadt Chemnitz, wo die Bürger darüber entscheiden sollten, ob das Karl-Marx-Kopf-Monument erhalten werden sollte. Die Politiker handelten weise, indem sie den Bürgern der Stadt die Entscheidung überließen. Der Karl-Marx-Kopf blieb erhalten. (Stefan Frank Ahnert, 39108 Magdeburg)

Magdeburg hat genug Kirchen
Warum soll die grüne Insel im Stadtzentrum durch den Bau der Ulrichskirche noch kleiner werden. Kirchen hat Magdeburg genug und die müssen unterhalten werden. Zum Neubau der Ulrichskirche sollte die Bevölkerung der Stadt Magdeburg befragt werden. Ich sehe im Neubau keine Notwendigkeit und ein Anziehungspunkt wie die Frauenkirche in Dresden wird es nie. (H. Grünbeck, 39114 Magdeburg)
 
Platz sollte in Hingucker bleiben
Als unmittelbarer Zeitzeuge der Tage 16. und 17. Januar 1945 hätte ich dazu viel zu sagen; doch ich will mich beschränken. Ich kann und will mir diesen Platz nicht anders vorstellen. Er ist nicht nur ein „Hingucker“, er bietet auch nach Besuchen in den großen Einkaufstempeln Gelegenheit zur Entspannung und Erholung. Was ist daran zu unverständlich? Unser Wahrzeichen – das Symbol – ist Gott sei Dank immer noch der Dom! Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass für die Nutzung einer weiteren Kirche Geld da ist. Die angedachte spätere Vermarktung ist pure Spekulation. (K. Möwes, 39106 Magdeburg)
  
Willkürliche Auswahl eines Bürgerentscheids
Es ist sehr schade, dass unser Oberbürgermeister Lutz Trümper seinen eigenen Wählern so wenig Sachverstand zutraut, um entscheiden zu können, ob sie beispielsweise einen Tunnel am Damaschkeplatz, die Straßensperrung für die Zooerweiterung, die Strombrückenverlängerung oder den Anbau an der Lukasklause wollen. Wenn ein Bürgerentscheid zum Thema „Wiederaufbau Ulrichskirche“ zustande kommt, sollte ebenfalls über den Anbau am Museum, die Stadtvillen am Schleinufer, die Brückenverlängerung etc. entschieden werden dürfen, ansonsten kommt mir die Wahl, worüber der mündige Bürger entscheiden darf oder nicht, als sehr willkürlich gewählt vor. (Wolfgang Holmes, 39124 Magdeburg)

Bürger werden für dumm erklärt
Lieber Herr Trümper: Mit Ihrem Kommentar, dass im Fall der Ulrichskirche ein Bürgerentscheid möglich sei, im Fall des Tunnels allerdings nicht, haben Sie inzwischen die Mehrheit der Magdeburger Bürger für zu dumm erklärt, sich mit Hilfe der öffentlich verfügbaren Informationen zum Tunnel eine Meinung zu bilden. Auch dort hätte man nach reiflicher Informationszeit die einfache Frage stellen können: „Wollen Sie, dass ein Tunnel gebaut wird?“ Mehr noch: bei aus unseren Steuergeldern finanzierten Bauvor   haben wie dem Tunnel wäre ein Entscheid noch deutlich angebrachter gewesen als bei einem privat getragenen Wiederaufbau der Ulrichskirche. (Georg Ruß, Magdeburg)
Abstimmung unabhängig von eigener Meinung
Ein Bürgerentscheid ist die einzig richtige Entscheidung zu diesem Thema. Ich appelliere an die Stadträte: Ermöglichen Sie diesen Volksentscheid, egal welche persönliche Meinung Sie zum Bau dieser Kirche haben. Hier könnten Sie einmal beweisen, dass nicht nur bei anstehenden Wahlen die Stimmen der Wähler gefragt sind. (H. Schneider, 39110 Magdeburg) 
  
Was für eine Verschwendung
Was für eine Verschwendung von öffentlichen Mitteln! Die vom Oberbürgermeister geforderte Bürgerbefragung, ob die Ulrichskirche gebaut werden soll oder nicht, kann ebenso gut im Stadtrat entschieden werden. Im letzten Jahr haben die Magdeburger ihre Stadträte des Vertrauens gewählt, um Sie in jedweder Hinsicht umsichtig zu vertreten. Nun sollten Sie ihre Verantwortung den Bürgern gegenüber auch wahrnehmen. Solche wegweisende Entscheidung auf das Bauchgefühl des Bürgers abzuwälzen ist wohl kaum angemessen, zumal dann wohl weitere Projekte (z.B. Museumsanbau und   Brückenverlängerung) zur Abstimmung stehen sollten. (Erik Malzow, 39116 Magdeburg)
 
Plötzlich fallen dem OB die Wähler ein
Ist ja toll, plötzlich fallen unserem verehrten Herrn OB Trümper seine Wähler ein, um womöglich einem ihm suspekten Bauvorhaben einen Riegel vorzuschieben, das brave, fleißige Idealisten realisieren möchten. Dieser Kirchenbau kostet uns Steuerzahler keinen Cent und stellt ein klein wenig die geschichtsträchtige Identität unserer altehrwürdigen Stadt wieder her. Wo waren denn die Volksbefragungen bei der Errichtung des Millionengrabes Fußballstadion, des völlig entstellenden Anbaus an unserer Lukasklause usw., die alle aus Steuermitteln bezahlt wurden. (Heinrich Heise, 39108 Magdeburg)

Kostspieliger Neubau ist nur Nostalgie
Als Denkmalpfleger habe ich eine sehr klare Position. Ein Aufbau der Kirche auf noch vorhandenen Grundmauern ist nichts anderes als ein kostspieliger Neubau und deshalb klar und deutlich Nostalgie! Bereits 1996 hatte ich als Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde zur damaligen Freiflächengestaltung einen Vorschlag gemacht, die neu zu gestaltende Grünfläche geringfügig abzusenken und die Grundmauern und Pfeilerbasen freizulegen, soweit sie noch vorhanden sind. Um die alte Ulrichskirche in ihrer Dimension erfassbar zu gestalten, sollte das Mauerwerk in Meterhöhe aufgeführt werden, ähnlich wie an der Danzstraße. Mit einer entsprechenden Begrünung und Sitznischen würde diese Fläche dann noch mehr zum Verweilen einladen. (Helmut Menzel, Burg)
  
Abstimmung – das ist der richtige Weg
Sehr gut, Herr Trümper, das ist der richtige Weg. Nachdem die Bürger während des Abrisses kein Mitspracherecht hatten, dürfen sie nun für den Wiederaufbau mitbestimmen. So sollte es häufiger sein. Ich würde für den Wiederaufbau der Ulrichskirche stimmen, als Stück Wiedergutmachung, Verbesserung der Innenstadt und Wiedererrichtung eines wichtigen Kulturgutes. Ich verfolge die Debatte schon seit Längerem und würde mir eine noch größere Publikmachung wünschen. Die ganze Stadt soll darüber reden, denn es geht uns alle etwas an. Ich bin 24, studiere in Erfurt und wünsche mir schon bald bei der Eröffnung der Ulrichskirche zu sein. Ich stimme Ja zum Bürgerentscheid und Ja zur Ulrichskirche. (Florian Selle, Magdeburg)