Ulrichskirche
 

 
 

14:30 Uhr Enthüllung der Gedenktafel für Matthias Flacius Illyricus, Initiator der Magdeburger Centurien

Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) wirkte zusammen mit dem Ulrichspfarrer Johannes Wigand (1523-1587) und dem Ulrichsdiakon Matthäus Judex in der und um die Magdeburger Ulrichskirche. Er versandte von hier aus reformatorische Streitschriften und initiierte die ,,Magdeburger Centurien". Ihm kam im November 1552 der verwegene Gedanke, kirchengeschichtlich zu zeigen, wie seit den zwölf Boten des Herrn die Kirche Christi immer wieder von ihrem wahren Geiste abgeglitten und wie erleuchtete Männer die Wahrheit von Zeit zu Zeit immer wieder entzündet hätten, bis durch Luther die Kirche in ihrer Reinheit wieder hergestellt wurde. Flacius und Wigand galten zusammen als orthodoxes Duo, welches Abweichungen vom reinen Luthertum bekämpfte. Der Lutheraner der zweiten Generation Johannes Wigand war seit 1553 Pfarrer an St.Ulrich und avancierte zum Stadtsuperintendenten. In dieser Position war er an allen theologischen Auseinandersetzungen in ganz Deutschland beteiligt. Er kämpfte in den nachlutherischen Richtungskämpfen für die Aufrechterhaltung sowie die dogmatischen Vertiefung eines reinen und strengen Luthertums. Die Ulrichskirche war daher symbolisches Wirkzentrum der,,Hergotts Kanzlei".

Der Botschafter der Republik Kroatien, S.E. Gordan Bakota, schlug daher vor, eine Gedenktafel zu Ehren und zum Wirken von Matthias Flacius Illyricus in der Reformationszeit in Magdeburg aufzustellen. Am Mittwoch, dem 16. November 2022, um 14:30 Uhr findet die Einweihung der Gedenktafel auf dem Ulrichsplatz statt.

Die Stadt Magdeburg stellte folgenden Veranstaltungsablauf zur Einweihung der Gedenktafel für Matthias Flacius Illyricus auf:

14:30 Uhr Ulrichplatz

Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin,
Frau Simone Borris

Grußwort des Regionalbischofes des Sprengels Magdeburg,
Herrn Dr. Dr. h.c. Johann Schneider

Grußwort des Landtagspräsidenten,
Herrn Dr. Gunnar Schellenberger

Grußwort des Botschafters der Republik Kroatien,
S.E. Herrn Gordan Bakota

Gemeinsames Enthüllen der Gedenktafel durch die Oberbürger-
meisterin und den Botschafter

ca. 15:15 Uhr Kleiner Stadtrundgang

Vortrag „Magdeburg als Großstadt der Reformation“
durch Herrn PD Dr. Christoph Volkmar, Leiter des Stadtarchivs

ca. 16:00 Uhr Johanniskirche

500 Jahre Reformation in Magdeburg und in der Johanniskirche,
ein kurzer Ausblick auf das Jubiläum 2024
durch Herrn PD Dr. Christoph Volkmar, Leiter des Stadtarchivs

Festvortrag „Matthias Flacius Illyricus und Magdeburg“
durch Herrn Dr. Luka Ilic, Kirchenhistoriker, Balzheim

ca. 17:30 Uhr Ende der Veranstaltung

 

Pressemitteilung von Mittwoch, 16. November 2022 Landeshauptstadt Magdeburg

Gedenktafel zu Ehren von Matthias Flacius Illyricus

Erinnerung an einen großen Reformator und Europäer

 

Oberbürgermeisterin Simone Borris hat heute gemeinsam mit dem Botschafter der Republik Kroatien, S.E. Gordan Bakota, dem Regionalbischof des Sprengels Magdeburg, Dr. Dr. h.c. Johann Schneider, und vielen weiteren Ehrengästen am Standort des ehemaligen Pfarrhauses der Ulrichskirche eine Informationstafel zu Leben und Wirken von Matthias Flacius Illyricus eingeweiht.

 „Mit der Tafel ehrt die Landeshauptstadt einen herausragenden Gelehrten und Europäer“, so Oberbürgermeisterin Simone Borris. „Wir ehren einen Mann des Wortes, der in Magdeburg Zuflucht fand und die Stadt mit ihren Druckerpressen zu einem Synonym für freie Meinungsäußerung machte. Als wichtigster Kopf hinter der ‚Herrgotts Kanzlei‘ hat er Magdeburgs Ruf als Zentrum der Reformation entscheidend mitbegründet.“

Mit diesen Worten verdeutlichte die Oberbürgermeisterin die Bedeutung des in Magdeburg leider fast vergessenen Reformators und die daher so wichtige Entscheidung nicht nur für eine Gedenktafel, sondern eine Informationstafel, die das Wirken von Flacius in Magdeburg wieder erfahrbar macht. Mit ihr sollen die Magdeburgerinnen und Magdeburger sowie die Gäste unserer Stadt, Magdeburg in Europa und Europa in Magdeburg neu entdecken.

Darüber hinaus bekommt Magdeburg mit dieser neuen Informationstafel mitten in der Altstadt einen verlorenen Ort der Stadtgeschichte zurück. Denn sie markiert am heutigen Ulrichplatz den Standort des alten Pfarrhauses der Ulrichskirche. Das Pfarrhaus beherbergte das Redaktionsbüro der „Magdeburger Centurien“, des ersten Großprojekts der europäischen Geschichtsschreibung, und ist damit nicht nur eine authentische Wirkungsstätte von Matthias Flacius, sondern auch ein bedeutender Teil des historischen Erbes unserer Stadt.

Die Anregung für diese Ehrung von Flacius kam vom kroatischen Botschafter, S.E. Gordan Bakota, der auch an der Einweihung teilnahm. Grund für diese Verbindung ist, dass Matthias Flacius Illyricus in Kroatien im heutigen Labin geboren wurde. Das Stadtarchiv Magdeburg war für die inhaltliche Ausarbeitung und Umsetzung der Informationstafel verantwortlich. Darüber hinaus arbeitet das Stadtarchiv in Vorbereitung des 2024 stattfindenden Jubiläums „500 Jahre Reformation in Magdeburg“ bereits an weiteren Projekten. Unter anderem wird es in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis und vielen anderen Partnern die große internationale Fachtagung „Großstadt und Reformation. Metropolen als Innovationsräume“ geben, die vom 26. bis 28. Juni 2024 Experten aus den USA und Europa nach Magdeburg holen wird, um über Großstädte als Labore des gesellschaftlichen Wandels nachzudenken.

„Flacius schätzte Magdeburg als Wissenschaftsstandort und Kommunikationszentrum mit internationaler Ausstrahlung. Er steht damit für eine Linie in der Stadtentwicklung, an die wir heute verstärkt anknüpfen“, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris und hofft, dass mit Veranstaltungen wie diesen, die historische Rolle unserer Stadt im Herzen Europas wieder sichtbarer und lebendiger wird.

Auch heute ist Magdeburg wieder eine Stadt der Wissenschaft, die sich mit ihren universitären Einrichtungen und Forschungsinstituten sowie der Ansiedlung von Intel immer mehr zum Standort für Hochtechnologie entwickelt.

Hintergrundinformationen zu Matthias Flacius

Matthias Flacius (1520 – 1575) war eine Schlüsselfigur der Reformation in Magdeburg, Verfasser zahlreicher reformatorischer Streitschriften sowie Initiator der ersten evangelischen Kirchengeschichte „Magdeburger Centurien“. Er pflegte und verteidigte die Theologie Luthers und war daher in Streit mit anderen Reformatoren dieser Zeit.

Erstmals begegnete er dem Luthertum in Venedig. Da er sich mit ähnlichen theologischen Fragen wie die der Reformatoren konfrontiert sah, wanderte er bewusst in die reformatorischen Gebiete Deutschlands aus. Nach seinem Studium der biblischen Sprachen in Basel und Tübingen zog er 1541 nach Wittenberg, wo er Schüler, Freund und Kollege der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon wurde.

1549 kam Flacius nach Magdeburg, damals Zentrum des Widerstands gegen die Rekatholisierung. Während die protestantische Stadt unter der Reichsacht des katholischen Kaisers stand (1547 – 1562), verfasste er zahlreiche politische und widerständlerische Flugschriften gegen die Erlasse des deutschen Kaisers sowie seine Verteidiger. Im Pfarrhaus der Sankt-Ulrich-und-Levin-Kirche (Ulrichskirche) schrieben die Magdeburger Reformatoren den Großteil ihrer Streitschriften, die der Stadt den Beinamen „Unseres Herrgotts Kanzlei“ bescherte.

Flacius war darüber hinaus auch Initiator der „Magdeburger Centurien“, einer zwischen 1559 und 1574 erschienene Buchreihe, die als erster Versuch einer umfassenden Kirchengeschichte aus Sicht der evangelischen Reformation gilt. Seine Zeit in Magdeburg endete 1557, als er an die Universität Jena auf die neutestamentliche Professur berufen wurde.