Mit großem Befremden nimmt der Verbund Zerstörte Kirchen (VZK) zur Kenntnis, dass es in Teilen des Stadtrats von Magdeburg Bestrebungen gibt, einmal mehr endgültig verhindern zu wollen, dass auf dem Ulrichsplatz Bebauungen entstehen, die in angemessener Weise an die 1956 von der SED-Diktatur ohne Not gesprengte Ulrichskirche gemahnen sollen! Die Antragsteller führen zur Begründung den Bürger/innenentscheid von 2011 an. Wir können uns erneut nicht des Eindrucks erwehren, dass hier ein Angriff auf „die Kirche“und kirchliches Leben an sich hinter solchen Erwägungen steht. Wir dürfen diese von uns vermutete generelle Stoßrichtung gerade auch deshalb anprangern, weil wir uns als Verbund Zerstörte Kirchen gar nicht erst dem Verdacht aussetzen wollen, eine i.e.S. „kirchliche Vereinigung“ zu sein. Viele unserer Mitglieder sind nicht kirchlich gebunden, sondern wollen mit ihrem großen ehrenamtlichen Engagement die staatliche Willkür der DDR anklagen, die es in den 40 Jahren ihres Bestehens fertig gebracht hat, an die 60 (!) Kirchen aus dem Weg zu räumen, obwohl sie gar nicht oder nur teilweise im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren. Hier geht es also zuvorderst um die Wiederherstellung eines geschundenen historischen Stadtbildes, in dem vor allem die Kirchen oft
herausragende und kultur- wie geistesgeschichtliche städtebauliche Kernelemente waren. Hieran will in Magdeburg auch das Kuratorium Ulrichskirche gemahnen, das nach der rechtlich bindenden Zweijahresfrist nach dem Entscheid von 2011 auf vielfältige, letztlich aber leider bisher ergebnislose Weise versucht hat, diese Erinnerungsarbeit für die zerstörte Ulrichskirche zu leisten. Die zuletzt angestrebte Wiedererrichtung des originalen Portals der Kirche an historischer Stelle oder die Freilegung bzw. Sichtbarmachung der Fundamente, die ebenfalls gescheitert sind, hätten die von der Antragstellerseite beklagte „Verkleinerung der Grünfläche“ wohl kaum bewirken können. So aber scheint der mit dem Antrag verfolgte Beschluss nur vordergründig die „Rettung“ einer für die „Innenstadt immens wichtigen Grünfläche“ - so der Wortlaut - im Sinn zu haben, sondern zielt insbesondere auf die endgültige Marginalisierung des Kuratoriums Ulrichskirche sowie dessen jahrelangen Bemühungen, die Geschichte des Ulrichsplatzes und der ihm den Namen gebenden Kirche der Vergessenheit zu entreißen. Der Verbund Zerstörte Kirchen (VZK) mit seinen annähernd 2000 Mitgliedern solidarisiert sich daher ganz ausdrücklich mit seinem Partner Kuratorium Ulrichskirche und erwartet zuversichtlich eine Nichtannahme des beabsichtigten Antrags!
Rainer Manertz
Sprecher Verbund Zerstörte Kirchen (VZK)
Arbeitsgemeinschaft von Initiativen zum Wiederaufbau in der DDR zerstörter Kirchen
Bad Muskau – Berlin - Bremen (koop.) - Dresden - Leipzig - Magdeburg - Potsdam
www..kirchensprengung.de/cms/kirchensprengung_verbund.htm