Ulrichskirche
 

 
 

Stellungnahme des Kuratoriums zum Thema Suchschachtung und Fundamentfreilegung

"Die Suchschachtung wird und kann nur der erste Schritt sein, um dann die eigentlich geplante Freilegung und Konservierung von Teilbereichen der Unterkirche in die Wege zu leiten." Unser erster Stellvertretender Vorsitzender, Herr Uwe Thal, hat unsere Pläne in einem Schreiben vom August 2013 an ausgewählte Stadträte korrekt dargestellt. Wir möchten durch eine Suchschachtung an sorgfältig geplanten Stellen auf dem Ulrichplatz klären, welche Reste der Ulrichskirche noch unter der Erde sind. In unserem Anschreiben zum Antrag an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz haben wir vorgeschlagen, dass nach dem Ergebnis dieser Untersuchung entschieden werden soll, welche Teile für eine Freilegung und Konservierung in Frage kommen. Die archäologische Erschließung soll in erster Linie wissenschaftlichen Zwecken dienen. Gleichzeitig sollen die Untersuchungsergebnisse den Bürgern der Stadt zugänglich gemacht werden. Mit der Freilegung von Teilen unterirdischer Reste der Kirche möchte das Kuratorium bis zum bevorstehenden Reformationsjubiläum 2017 an historischer Stätte nicht nur dokumentieren, sondern vor allem wieder erlebbar machen. Gemeinsam möchten wir einen kulturell wertvollen Ort markieren, der im Kontext zu jener Architektur steht, die heute unser Stadtbild prägt.

Die Untere Denkmalschutzbehörde hat die Fundamente, Grundmauern, die Gruft und Bestattungsreste der 1956 gesprengten Ulrichskirche als Kulturdenkmal eingestuft. Wir meinen, es ist Grund genug, ein Kulturdenkmal zu untersuchen und sichtbar zu machen, wenn man sich für den Titel Kulturhauptstadt 2020 bewerben möchte und der Ulrichplatz hierbei eingebunden werden soll. Findet man durch die Suchschachtung interessante Befunde, etwa auch bauliche Reste, können diese wissenschaftlich bewertet werden. Evtl. wird dann das Kulturdenkmal Ulrichskirche als Baudenkmal eingestuft. Es besteht unserer Meinung nach ein wissenschaftliches und öffentliches Interesse daran zu erfahren, was sich unter dem zentralsten Platz der Stadt Magdeburg befindet, zumal hier noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen vorgenommen wurden. Über die hellseherische Aussage des Oberbürgermeisters Dr. Lutz Trümper "Es ist alles bekannt, was dort unter der Erde liegt. Ich werde dem Antrag nicht zustimmen." wundern wir uns deshalb sehr. Als erster Bürger der Stadt müsste er doch eigentlich alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung schaffen wollen.

Eine dauerhafte Freilegung und Konservierung von Teilbereichen der Unterkirche muss selbstverständlich die drei Auflagen erfüllen, die vom Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr, Dr. Dieter Scheidemann in seiner Stellungnahme S0260/13 genannt wurden: 1. Vorlage einer Gestaltungskonzeption, 2. Abschluss einer Grabungsvereinbarung, 3. Sicherstellung von Erhaltung und Pflege. Bei Erfüllung aller Punkte wird eine denkmalrechtliche Genehmigung für eine Maßnahme, die Fundamentreste und Teile der Unterkirche wieder im Stadtbild sichtbar macht, in Aussicht gestellt. Eine Grabungsvereinbarung wurde von unserem Verein bereits erarbeitet, die Gestaltungskonzeption entwickeln wir gerade. Wir wissen, dass eine dauerhafte Freilegung und Konservierung Geld kostet und nur mit Hilfe von Fördermitteln finanziert werden kann. Gibt es keine Fördermittel, kann das Kuratorium die Dauerhaftigkeit auch nicht garantieren und sähe sich gezwungen, die freigelegten Stellen der Suchschachtungen wieder zuzuschütten, wie es Vorstandsmitglied Ellen Richter im Volksstimmeartikel vom 22.1.14 erläutert hat.

Selbstverständlich haben wir der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in unserem Antrag mitgeteilt, dass der Vereinszweck des Kuratoriums Ulrichskirche e.V. der Wiederaufbau der Ulrichskirche ist: „Nutzung des Objektes: Einbindung der Fundamente in einen Park – Zielvorstellung: Wiederaufbau als Citykirche.“ Wir werden diesen Antrag überarbeiten und die langfristige Zielvorstellung streichen, da wir die Fundamentuntersuchung als unabhängiges Nahziel ansehen. Wir akzeptieren den mehrheitlichen Willen der Bürger, die sich vor drei Jahren gegen einen Wiederaufbau der Ulrichskirche entschieden haben. Für die anderen Wähler führen wir unsere Vereinsarbeit enthusiastisch weiter. Bürgerwillen, Mehrheitsverhältnisse und politische Konstellationen können sich in einer Demokratie auch ändern.

Dr. Tobias Köppe, Vorsitzender Kuratorium Ulrichskirche e.V.