Ulrichskirche
 

 
 

Helmut Peters ungekürzter Leserbrief erreicht uns per Email

Es ist höchst interessant, das Für und Wider um die originalgetreue Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes im Mittelpunkt – und das ist ja wörtlich zu verstehen – unserer altehrwürdigen und schwer geschundenen Stadt.
Wir Magdeburger sollten so etwas wie Stolz empfinden, wenn es um unsere Stadt geht und alles dafür tun, es hier immer schöner und interessanter werden zu lassen.
Mehr als 1200 Jahre nachweisliche Geschichte ist mit Magdeburg verbunden. Im Herzen Europas gelegen, war diese Stadt selbst einmal Machtzentrum, dann immer wieder Spielball der Herrscher in Europa, zerstört, wieder neu aufgebaut und bis weit in das
19. Jahrhundert als Festung in dickste Wehranlagen eingezwängt.
Aber immer ging von hier ein besonderer Geist aus, der im europäischen Raum und weit darüber hinaus vielfältigen Einfluss hatte. Zu allen Zeiten gab es Bürger dieser Stadt, die mit ihrem Wissen und Können, aber vor allem mit Ihrem Fleiß und Ehrgeiz, einen vielfachen Ruhm begründeten, der dann auch immer mit Magdeburg verbunden wurde und noch heute wirkt.
Es gab aber auch Ereignisse in der Vergangenheit, die kein gutes Licht auf unsere Stadt warfen bzw. werfen.
Doch das alles gehört zur Geschichte der Stadt. Sie spiegelt sich in den Mauern und Bauwerken in mannigfaltigsten Formen wider. Und so ist es auch nicht verwunderlich, das besonders hier so unterschiedliche Baustile auf engstem Raum auf einander stoßen. Alle sind sie Zeugen der Vergangenheit. Jedes einzelne Bauwerk ist gelebte Geschichte, könnte vom Leben der Menschen in ihrer Zeit, Wohlstand und Armut, von Weisheit und Kunst, vom Erfindergeist und Mut sowie der Schaffenskraft erzählen. Aus diesem Grunde ist es auch müßig, über Architektur und Baustile in Magdeburg zu polemisieren.
Diese Kirche, ursprünglich ein romanischer Bau, baulich mehrfach verändert, zeigte die hervorragenden handwerklichen Fähigkeiten unserer Ahnen. Und darum geht es auch: mit einem originalgetreuen Nachbau werden die beachtlichen Leistungen früherer Generationen für uns heute sowie künftige Bewohner dieser Stadt sichtbar und erlebbar! Für mich ist es nicht von Bedeutung, dass es ein Sakralbau ist, der wieder errichtet werden soll. Es geht nicht um eine neue Kirche, es geht um d i e s e Kirche, die aus unserer Stadt heraus gerissen wurde und wie wir heute mit Geschichte unserer Stadt umgehen! D i e s e s Gebäude mit den neuen, unterschiedlichsten Nutzungsmöglich-keiten, gehört einfach g e n a u an diese Stelle! Das ist ein Ausdruck der heute Lebenden für den Respekt vor der Vergangenheit und eine sehr anschauliche Art ihrer Bewältigung.
Leider kann sich nicht jeder vorstellen, wie die neue Ulrichskirche im Konsens der Umgebung städtebaulich wirkt. Die bestehenden Gebäude öffnen einen Raum, der die Ulrichskirche förmlich aufnimmt und wirken so beinahe beschützend. Man sollte sich neben den offensichtlich idealen Dimensionen dieses Gebäudes auch mal vor Augen halten, wie die Türme dem Baustil der „Stalinbauten“ gegenüber wirken! Einfach toll!
Und was den grünen Rasen betrifft: keinen Touristen interessiert eine große freie Fläche in Zentrum einer Stadt. Aber auffällige Bauwerke locken, wecken die Neugier und erzeugen eine Spannung zum Besucher. Wenn dann noch Historisches und Wissenswertes zu berichten ist, ist dies bestimmt eine Attraktion – und so viele hat unsere Stadt leider nicht mehr zu bieten.
Die Ulrichskirche gehört zu Magdeburg! Lasst uns diese Kirche neu errichten und der Welt zeigen: auch die Magdeburger können das!
Helmut Peter, 39104 Magdeburg