Ulrichskirche
 

 
 

Text der Ansprache zum Ulrichstag von Pfarrer Thoralf Thiele

"Ulrich von Augsburg schien gar nicht von vornherein für die geistliche Laufbahn bestimmt. In St. Gallen finden wir ihn im Jahre 907 in dem weltgeistlichen Teil der Schule – dessen Zöglinge sich nicht dem Ordensstand widmen wollten – als 17jährigen Grafen Ulrich von Billingen. Er ward in Grammatik, Mathematik, Logik, Musik, Raumkunst und der Heiligen Schrift gleichermaßen unterrichtet.

Und auch später begegnen wir dem Bischof im weltlichen Schlachtgetümmel, als er Augsburg errettet und damit viele ängstliche und verzweifelte Seelen beruhigt.

Die Seelsorge lag ihm allerdings mindestens ebenso, wenn nicht noch vielmehr, am Herzen. So wie er das Leben kannte, predigte er auch ergreifend, wenn es um den Leidensweg Jesu und unsere Nöte ging. So wie er die Not kannte, gab er – mehr dem Geist Gottes als den Buchstaben des Gesetzes folgend – am Freitag Fleisch mit auf den Weg. Weil er deswegen verleumdet werden sollte, musste diese Gabe als Fisch angesehen werden, was bis heute das Wichtigste seiner Insignien ist.  (Auf unserem Siegel sehen wir allerdings nur den Bischofsstab; genau gesagt: die beiden Stäbe von St. Ulrich und Levin)

Ja, St. Ulrich saß auf einmal hoch zu Ross, jedoch als Bischof, in vollem Ornat. Es sollte klar sein, für wen er streitet und woher allein die Hilfe kommt. Er war und blieb, auch als er heute vor 1039 Jahren hochbetagt eines natürlichen Todes in Augsburg starb, im wahrsten Sinne des Wortes ein Märtyrer, ein Glaubenszeuge unserer Kirche, der etwas um des Glaubens und seiner Überzeugung willen wagte und dafür Nachteile auf sich nahm. Darin kann er uns bis heute ein Beispiel sein."