Ulrichskirche
 

 
 

Hinweis auf die mögliche Rekonstruktion des Dompredigerhauses in Magdeburg

Wir freuen uns über eine weitere Rekonstruktionsinitiative in Magdeburg.

Die Magdeburger Volksstimme berichtete am 4. Januar 2025:

"Von Martin Rieß: Neues Dompredigerhaus? - Dem Magdeburger Stadtrat liegt ein Antrag vor, Möglichkeiten für einen Neubau mit historischer Fassade auszuloten. Es wäre eine Fortführung der Domplatz-Bebauung. Es gibt auch Widerspruch.

Altstadt. Bis heute sind die Spuren der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in der Magdeburger Innenstadt noch zu erkennen: An einigen Stellen wurden aus der Not heraus gesichts- und charakterlose Gebäude in die Höhe gezogen, um schnell und günstig Wohnraum zu schaffen, an anderen Stellen sind Freiflächen geblieben, an anderen zeugen sogar noch offen sichtbare Mauern von zerstörten historischen Gebäuden. Für den Magdeburger Stadtrat ist nun ein Antrag Thema, in dem es darum geht, ein Grundstück mit solchen Mauerresten in der Innenstadt mit einem Neubau mit historischer Fassade zu bebauen.

Es geht um das Grundstück Gouvernementsbergs 4 an der Einmündung dieser Straße auf die Regierungsstraße. Gegenüber den Seitenfronten von Landtag und Motel One auf den anderen Seiten der Straße und unterhalb der Wiese neben der Klosterkirche soll hier, so der Antrag der Fraktion Grüne/Future!, hinter einer wiederaufgebauten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten historischen Barockfassade modernes Wohnen entstehen. Für das städtische Grundstück solle dazu ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt werden. Mit diesem soll erkundet werden, ob es von privater Seite Interesse an einer Wiederbebauung des Grundstücks gibt. Dabei sollte nach Möglichkeit ein Erbbaurecht vergeben werden, die noch vorhandenen Reste des Hauses sollen in eine Neubebauung einbezogen werden, und für die beiden auf dem Grundstück stehenden Bäume sollten Ersatzpflanzungen im Bereich der Straße Gouvernementsberg oder in der Fürstenwallstraße vorgenommen werden.

Bevor der Stadtrat im März über den Antrag entscheidet, geben mehrere Ausschüsse ihre Voten ab. Noch aus stehen die Beratungen im Bauausschuss, im Betriebsausschuss des Stadtgartenbetriebs und im Finanzausschuss. Mit vier Jastimmen, einer Neinstimme und einer Enthaltung hat der Umweltausschuss die Idee bereits befürwortet.

Dass hier trotz des klaren Votums unterschiedliche Ansichten bestehen, zeigte die Diskussion. Für den Antrag warb in dem Ausschuss unter anderem Grünen-Stadtrat Tobias Hartmann: „Eine kompakte Bebauung stellt an dieser Stelle eine Chance dar, zeitgemäßen Wohnraum in Verbindung mit einer historischen Fassade zu schaffen.“ Nicht zuletzt gehe es um die Nachverdichtung – sprich darum, neue Wohnungen innerhalb der Stadt und nicht auf den Äckern vor der Stadt zu schaffen.

Auf der anderen Seite SPD-Rat Niko Zenker. Er gab unter anderem zu bedenken, dass eine Neubebauung dieses Grundstücks der Startschuss für weitere Begehrlichkeiten zum Bau am Gouvernementsberg bis hinunter zum Schleinufer bedeuten könnte. An dieser Stelle solle das Grün entlang der Straße erhalten bleiben. Dem wiederum hielt CDU-Rat Timo Schulze entgegen, dass eine Bebauung an dieser Stelle eine gute Ergänzung zum Plan der Wobau zur Neubebauung des Prämonstratenserbergs ein paar Meter weiter bedeuten könnte. Warum die Denkmalschutzbehörde die Bebauung in einem historischen Kontext ablehnt, sei unverständlich.

Hintergrund: Die Magdeburger Stadtverwaltung hat sich auf den Antrag hin bereits mit dem Thema befasst. Und sie lehnt die Idee ab. Unter anderem habe man sich nach dem Zweiten Weltkrieg ja bewusst aus stadtplanerischen Gründen gegen eine Bebauung entschieden. Andrea Scheerenberg, Leiterin des Fachbereichs Bau- und Umweltrecht in der Stadtverwaltung, wies im Umweltausschuss unter anderem darauf hin, dass das Vorhaben womöglich die denkmalgeschützten und mit Fördermitteln restaurierten Mauern gefährdet würde.

Ohnehin könnte sich eine weitere Schwierigkeit ergeben: Welcher Investor würde sich einem solch aufwendigen Projekt hingeben, wenn ihm die Fläche gar nicht gehört, sondern nur ein Erbbaurecht vorliegt?"

Stadtbild Deuschland e.V. kommentierte die Entwicklungen hierzu am 22. Januar 2025  wie folgt:

"Während Rekonstruktionen in anderen ostdeutschen Städten wie Potsdam oder Dresden längst als Gestaltungsmittel des Städtebaus politisch etabliert sind, hinkt Magdeburg -die wohl am stärksten kriegszerstörte Stadt – dieser Entwicklung seit Jahrzehnten hinterher. Doch nun setzt sich Stadtrat Olaf Meister von der Stadtratsfraktion Grüne/future für den Wiederaufbau des Dompredigerhauses ein. Der Stadtrat hat reagiert und die Verwaltung zunächst um Stellungnahme gebeten, ob ein Wiederaufbau dieses Hauses überhaupt möglich sei. Wie nicht anders zu erwarten, kommt natürlich auch in Magdeburg zunächst der übliche Gegenwind von der Verwaltung. Dieser Gegenwind ist aber so dünn und die Scheinargumente so schlecht, dass Stadtbild Deutschland von engagierten Bürgern gebeten wurde, sich hier zu Wort zu melden. [...] Die Mitglieder von Stadtbild Deutschland appellieren daher an die Fraktionen des Magdeburger Stadtrats, der Stellungnahme der Verwaltung nicht zu folgen und stattdessen den Wiederaufbau des Dompredigerhauses zu unterstützen! Der Wiederaufbau ist wirtschaftlich machbar und er ist auch städtebaulich geboten! Das neue Dompredigerhaus würde die Altstadt attraktiver machen und ihr einen weiteren, kleinen Teil ihrer Geschichte zurückgeben! Der Vorstand von Stadtbild Deutschland e.V."

https://verein-stadtbild-deutschland.org/magdeburg-fuer-die-rekonstruktion-des-dompredigerhauses/