Foto oben: Ausschnitt aus der Mitte des Domfensters (weiß=rekonstruierte Teile, farbig=vorhandene Teile): Links die Druckerpresse, mit der die Flug- und Streitschriften in der Druckereiwerkstatt von Michael Lotter angefertigt wurden, in der Mitte die Schreibstube von St. Ulrich und Levin mit den Autoren und Publizisten und rechts die Verteilung der Flug- und Streitschriften gegen den Papst und den Kaiser in alle Welt. (Quelle: Magdeburger Volksstimme vom 13.12.2024)
Die Magdeburger Volksstimme berichtet am 13. Dezember 2024 (Ausschnitte):
"Wie Krupp in den Dom kam - Eines der Fenster des Magdeburger Wahrzeichens war einst mit farbiger Glaskunst zur Reformation verziert. Heute sind nur noch Bruchstücke vorhanden, doch dank einer Fotomontage kann das Werk nun wieder in Gänze gesehen werden.
Es gab eine Zeit, da erzählten die Fenster im Dom farbenfrohe Geschichten. Von der berühmten Predigt Martin Luthers über die „wahre und falsche Gerechtigkeit“ in der Johanniskirche im Juni 1524 oder von „Unseres Herrgotts Kanzlei“. Diesen Beinamen trug im 16. Jahrhundert die ehemalige Ulrichskirche, in deren Pfarrhaus Hunderte Streitschriften gegen den Kaiser und für den Protestantismus verfasst wurden. Oder aber über die Heldentat des früheren Dompredigers Reinhard Bake, der 1631 nach der Erstürmung Magdeburgs durch kaiserlich-katholische Truppen auf Knien die Verschonung des Lebens von 4.000 Bürgern erfleht hatte, die in den Dom geflüchtet waren. Mit Erfolg. Diese drei Ereignisse sind – von oben herab – auf dem Reformationsfenster von 1900 dargestellt, das einst im Kirchenschiff von St. Mauritius und Katharina eingesetzt war. Aus Sorge vor einer Zerstörung durch Bomben im Zweiten Weltkrieg waren die kunstvoll gestalteten Glasfelder 1942 abgebaut worden.
Das Reformationsfenster wurde 1899/1900 vom Freiburger Glasmaler Fritz Geiges geschaffen. In drei Blöcken zeigt es prägende Episoden des aufkommenden Protestantismus in Magdeburg aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Stifter des Fensters war der Großindustrielle Friedrich Alfred Krupp, der 1893 die Grusonwerke in Buckau übernommen hatte. Bis 1942 war das Reformationsfester an der Nordseite des Doms eingesetzt. Dann wurde es aus Angst vor Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgebaut. Die Glasfelder wurden in einer Holzkiste eingelagert.
Renate Böhm erachtet es als nicht akzeptabel, dass die Glasfelder weiter in Stahlschränken aufbewahrt und nur für einige wenige Experten erhalten werden. Das könne weder im Sinne des Schöpfers noch des Stifters dieser bedeutenden Glaskunst sein. „Es ist doch so, dass die Dome in Sachsen-Anhalt alle über farbige Fenster verfügen, nur eben der Magdeburger Dom nicht. Abgesehen von den fünf Fenstern der Marienkapelle, 1947 geschaffen“, formuliert Böhm. „Ich würde es begrüßen, wenn meine Initiative die Auslösung für eine ganzheitliche Instandsetzung des Fensters durch eine kompetente Glaskunstfirma sein könnte und damit der Dom um ein Highlight reicher werden würde.“