Ulrichskirche
 

 
 

Schöne Fassaden in Magdeburg durch Gestaltungssatzung? Stadtrat entscheidet sich dagegen

Die Magdeburger Volksstimme berichtet:

 

Kommentar: Wer hätte 1989 gedacht, dass die Spielwiese für Architekten und Städteplaner, die die Katastrophe der Stadtzerstörung durch Zweiten Weltkrieg und sozialistischen Teilwiederaufbau herbeiführte, heutzutage zu einem Stadtbild der Beliebigkeit und Austauschbarkeit geführt hat, welches Außenstehende - also Nichtmagdeburger - häufig mit Adjektiven wie "zerrissen" oder "hässlich" bezeichnen?
Nun sollen an zentralen, stadtbildprägenden Standorten wieder Neubauten entstehen, die glaubt man den Entwürfen der Zeitungsveröffentlichungen, auch in irgendeiner anderen Stadt an irgendeinem anderen Standort stehen könnten. Die große Chance, hier endlich mal eine Art von Harmonie im Stadtbild zu schaffen, soll erneut leichtfertig verspielt werden? Normaler Menschenverstand würde doch an der Stelle des Blauen Bocks ein Bauwerk sehen, dass zumindest in Form und Fassadengestaltung zur Ernst-Reuter-Allee passt, also einen Neo-Neo-Klassizismus, der mit seiner Umgebung harmoniert. Gleiches gilt für das gründerzeitliche Viertel des neu zu bebauenden Südabschnitts des Breiten Weges. Welche Chance sich hier eröffnen würde, mit hochwertiger, parzellierter Blockbebauung a la Berliner Friedrichstrasse oder Dresdner Neumarkt den Prachtboulevard Magdeburgs nach Süden zu vervollständigen. Fehlanzeige!  Blauer Bock-Neubau und Breiter Weg-Neubau werden am Urteil der Außenstehenden - also Nichtmagdeburger - über das Aussehen der Stadt wohl nichts ändern.
Den Architekten also weiterhin freie Hand lassen, eine Fassadengestaltungssatzung ablehnen, die Vielfalt der Baustile als Pfund ansehen, den Entwurf für den Neubau am Standort des Blauen Bocks als das Nonplusultra feiern und gleiches für den Entwurf der WOBAU für den Südabschnitt des Breiten Weges sehen? Schade, dass die Stadtväter sich nicht an schönen Beispielstädten orientieren wollen. Quo vadis alte Kaiserstadt Magdeburg?