Ulrichskirche
 

 
 

17 Uhr: Feier des Ulrichstages am Bronzemodell

Liebe Mitglieder und Freunde der Ulrichskirche,
am kommenden Samstag (4. Juli 2015) ist Ulrichstag. In diesem Jahr erinnern wir außer an St. Ulrich auch an den anderen Namenspatronen der Kirche: St. Levin. Der volle Name der Kirche lautet ja "St. Ulrich und Levin". Die Andacht wird um 17 Uhr am Bronzemodell der Ulrichskirche auf dem Ulrichsplatz unter der Leitung von Dr. Matthias Sens stattfinden. Wir freuen uns sehr auf Ihre Teilnahme.

Folgend der Andachtstext von Propst i.R. Dr. Matthias Sens:

Wir wollen heute einmal besonders an den Heiligen Livinus, den zweiten Namenspatron der Kirche St. Ulrich und Levin denken. Die Idee, dies zu tun, kam mir, als ich die biblischen Losungsworte für den heutigen Tag gelesen habe. Sie handeln von Verfolgung und Leiden um des Glaubens und um der Sache Jesu willen. Dafür gibt es im Leben des Hl. Ulrich nicht so viele Anhaltspunkte, wohl aber bei dem Hl. Livinus oder Levin, der der Überlieferung nach am 12. November 657 den Märtyrertod gestorben ist. Im Heiligenkalender ist der 12. November sein Tag, aber da werden wir vermutlich hier nie eine Andacht machen. Deshalb also heute mal, am Tag des Hl. Ulrich, ein Gedenken an seinen Mit-Patron Levin.
Livinus wurde der Legende nach um 580 als Sohn einer edlen Familie in Irland geboren. Als junger Mann kam er zur Ausbildung nach Südengland. Wieder in Irland, wurde er zum Priester geweiht. Vielleicht war er auch Bischof.
Wie viele andere Mönche und Priester aus Irland, Schottland und England fühlte er sich zur „peregrinatio Domini“ berufen, zum Reisen in andere Länder im Namen Gottes, um Heiden zu missionieren. Er verließ also Irland und ging nach Flandern im heutigen Belgien. Lange Zeit missionierte er von Gent, später von Aalst aus. Bei seiner Missionstätigkeit wurde er öfter angegriffen aber auch wunderbar bewahrt. 657 wurde er in der Grafschaft Aalst erneut überfallen. Man schnitt ihm, dem Missionar, die Zunge ab, mit der er das Wort Gottes verkündet hatte, und enthauptete ihn schließlich. Sehr bald nach seinem Tod wurde er in Flandern als Märtyrer und Heiliger verehrt. Er hat dort noch heute seinen festen Platz im Heiligenkalender.
Wieso dieser flämische Regionalheilige auch in Magdeburg verehrt wurde und neben St. Ulrich zum Patron einer Kirche wurde, ist nicht ganz klar. Vielleicht stehen Handelsbeziehungen nach Flandern dahinter oder auch die Ansiedlung von Flamen im Mittelalter hier in unserer Gegend.

Bibelworte für den 4.7.2015: Auf dich, HERR, mein Gott, traue ich! Hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich. (Psalm 7,2)
Christus spricht: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. (Matthäus 5,11)

Liebe Gemeinde!
Über Stellen in der Bibel, an denen von Feinden und Verfolgung und Leiden gesprochen wird, gehen wir gern schnell hinweg. Denn das klingt oft sehr hart und anstößig, und wir denken auch nicht gern in den Kategorien von Verfolgung und Feindschaft, wenn es um den Glauben geht. Es ist ja auch viel schöner, auf die anderen Seligpreisungen zu hören, wie z.B. diese: Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Oder: Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen – als sich sagen zu lassen: Selig seid ihr, wenn ihr um Jesu willen verfolgt werdet und übler Nachrede ausgesetzt werdet. Und wir hören solche Geschichten wie vom Hl. Levin mit einem gewissen ehrfürchtigen Schauer und haben Hochachtung vor denen, die sich nicht scheuen, ihr Leben für den Glauben einzusetzen. Wir selber leben unseren Glauben aber doch lieber in Harmonie mit unserer Umwelt.

Das ist alles richtig, und so soll es ja auch sein. Und doch muss der Glaube immer wieder durch Zeiten hindurch, in denen er abgelehnt  und angefeindet wird, und die Geschichte der Kirche kennt viele Zeiten, in denen der Gemeinde hart zugesetzt wird und man durchaus von Verfolgung reden kann. Wie mit der Ulrichskirche und den anderen Altstadtkirchen in den fünfziger und sechziger Jahren umgegangen worden ist, kann man durchaus in diesem Zusammenhang sehen. Die Kirchtürme, die wie ein aufgereckter Zeigefinger Gottes mitten in der Stadt standen, wollte man nicht mehr, genauso wie man die Verkündigung des Wortes Gottes und das Leben der Gemeinden behinderte, wo man nur konnte.
Gerade in solchen Zeiten  braucht es ein tiefes Vertrauen, dass Gott seine Kirche bewahren wird, und dass er die Gemeinden und jeden einzelnen weiterführen wird im Glauben. Dieses Vertrauen ist in den fünfziger und sechziger Jahren immer wieder zum Ausdruck gebracht worden wie auch die Überzeugung, dass die Gemeinden nun erst recht den Weg des Glaubens weitergehen mussten.

Unser christlicher Alltag ist Gott sei Dank heute nicht von Verfolgung und Benachteiligung bestimmt. Und doch haben wir alle schon die Erfahrung gemacht, wie der Glaube abgelehnt wird, und wie ihm ein feindseliger Wind ins Gesicht bläst. Jesus sagt: Selig seid ihr, wenn ihr so etwas erlebt. Zu einem lebendigen Glauben gehört so etwas einfach dazu. Anfeindungen gilt es im Vertrauen auf Gott zu ertragen. Und Jesus meint: Ihr werdet gestärkt daraus hervorgehen.  Euer Glaube wird reicher und fester werden.

Liebe Freunde, die Ablehnung der Ulrichskirche kommt bei einigen  auch heute aus einer gewissen Feindseligkeit gegenüber Glauben und Kirche. Manchmal spielt so etwas jedenfalls deutlich mit. Anfeindungen und Verleumdung gehören auch heute und auch bei uns halt dazu. Wir sollten dabei aber besonders auf den kleinen Einschub hören, der in dieser Seligpreisung steht: Selig seid ihr, wenn sie allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie damit lügen. Lasst doch die anderen ihre feindseligen Reden führen, Hauptsache ihr seid bei der Wahrheit geblieben. Hauptsache ihr lasst euch nichts zuschulden kommen, sondern geht aufrichtig und geradlinig euren Weg.
Dieser kleine Einschub weist uns darauf hin, worauf es überhaupt ankommt, wenn es mal schwierig wird: Lebt und arbeitet im festen Vertrauen auf Gott. Haltet treu und aufrichtig am Glauben fest. Bleibt ihr friedfertig und barmherzig und reinen Herzens, wie Jesus es in den Seligpreisungen sagt. Dann braucht euch alles andere keine Sorgen zu bereiten. Im Gegenteil, dann wird euch alles zum Guten dienen.